Warum keine Koloskopie nach positivem Stuhltest?

Professor Dr. Wolfgang Fischbach, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung LebensBlicke, zur Frage nach den Gründen für eine ausbleibende Koloskopie nach positivem Stuhltest: „Die Neuregelung der Darmkrebsvorsorge ist in Deutschland in Kraft getreten. Das Screening basiert auf zwei Untersuchungsmethoden: der Vorsorgekoloskopie (bei Männern ab 50 Jahre, bei Frauen ab 55 Jahre, Wiederholung nach 10 Jahren) und dem Stuhltest (i-FOBT). Nach einem positiven Stuhltest wird eine Abklärungskoloskopie empfohlen. Eine Studie in Kanada hat die Gründe für eine ausbleibende Koloskopie nach positivem Stuhltest analysiert (Llovet D et al, Am J Gastroenterol 2018;113:1872-89). Aus einer Datenbank wurden 30 Personen im Alter von 50-74 Jahren mit einem positiven, 6-12 Monate zurückliegenden FOBT und fehlender nachfolgender Koloskopie identifiziert. Sie wurden ebenso wie 30 unabhängige Primärärzte nach den Gründen für die nicht durchgeführte Koloskopie befragt. Die vier wichtigsten Erklärungen waren:

– der Glaube, dass der FOBT falsch positiv war
– die Angst vor der Koloskopie
– andere Gesundheitsprobleme, die vorrangig erschienen
– eine fehlende Kommunikation von positivem FOBT und Vereinbarung einer Koloskopie.

Dass nach einem positiven Stuhltest nicht immer die an sich obligate Koloskopie vorgenommen wird, überrascht nicht wirklich. Wichtig sind die Ursachen, die diesem Verhalten zugrunde liegen um dieser, im Einzelfall tragischen, Fehlentscheidung entgegenwirken zu können. Ganz im Vordergrund steht die individuelle Aufklärung, wie dies in der Informationsbroschüre zum Einladungsverfahren (mit Start im Juli 2019) vorgesehen ist. Wünschenswert wäre es auch, ein System zu implementieren, das es erlaubt, Personen, die nach einem positiven FOBT innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (z.B. 6 Monate) keine Abklärungskoloskopie vorgenommen haben, persönlich und schriftlich daran zu erinnern. Schließlich sollten Hausärzte, Internisten, Gynäkologen und Urologen immer wieder auf die Notwendigkeit einer endoskopischen Abklärung eines positiven FOBT hinweisen. Dieser Appell könnte gleichzeitig mit dem Hinweis verknüpft werden, nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie für die nächsten 10 Jahre auf FOBTs zu verzichten, um so die Rate unnötiger zusätzlicher Koloskopien und damit Kosten zu vermeiden.“