DDW 2018 – das Wichtigste zum Darmkrebsscreening

2018-06 Logo DDW WashingtonAnfang Juni 2018 fand der weltweit bedeutendste Gastroenterologie-Kongress, die Digestive Disease Week (DDW) in Washington statt. Neben vielen Abstracts zum Darmkrebs gab es auch insgesamt 18 neue und spannende Abstracts zum Darmkrebsscreening. Unter den Publikationen finden sich wissenschaftliche Ergebnisse z.B. aus den USA, Großbritannien, Taiwan und den Niederlanden. Erfahrungen aus diesen Ländern könnten auch für das Screening-Publikum in Deutschland von Bedeutung sein. Die wichtigsten Abstracts nachfolgend:

Die Darmkrebsvorsorge hatte auf dem Kongress einen relativ hohen Stellenwert. Dies zeigt deutlich, dass der Vorsorge in vielen Ländern immer mehr Beachtung geschenkt wird. Eine Analyse der Abstracts zeigt Vorsorge-Analogien auf, vermittelt  aber auch neue Erfahrungen, die hier bei uns in Deutschland von Bedeutung sein könnten.  Die wichtigsten Abstracts summarisch in drei  Gruppen:;

1. Risiko-Faktoren:

In mehreren Arbeiten wird über Risiko-Faktoren für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms (KRK)  berichtet.

1.1. Tina Storage et.al. (SU1757) aus Los Angeles untersuchte Patienten mit einem frühen Beginn des KRK in einem mittl. Alter von 42 Jahren. In 55,7% hatten die Patienten Übergewicht und Fettsucht, in 27,9% der Fälle lag eine positive Familienanamnese vor.

1.2. Praveen Guturu et.al. (SU1753) aus Galveston/Texas, findet weitere Prädiktoren für die Entstehung eines KRK. So spielen neben dem Risikofaktor männliches Geschlecht auch der BMI und CKD (chronische Nierenerkrankung) eine wichtige Rolle, gerade auch bei Patienten zwischen 40 und 49 Jahren. Die Adenom-Detektionsrate bei Patienten mit erhöhtem BMI und CKD ist vergleichbar mit Patienten, die eine positive Familienhistorie haben. Die Autoren plädieren bei diesen Patienten (männlich, Übergewicht und CKD) für ein früher einsetzendes Screening Programm.

1.3. Ruby Greywoode et.al. (SU1744) aus New York konnte Compliance Faktoren für die Teilnahme an einem Screening Programm identifizieren. Prädiktoren für eine höhere Bereitschaft, an einer Vorsorgeuntersuchung teilzunehmen, waren: Alter über 50 Jahre, weiblich, Familienkrebs Historie, Nichtraucher, Übergewicht, verheiratet, Portal User und Menschen mit Spanisch als erster Fremdsprache. Die hier identifizierten demographischen Daten können für eine verbesserte Risiko-adaptierte Intervention in der Bevölkerung dienen. 1.4. Valerie Gausman et.al. (SU1728) Der aktuell sichtbare Anstieg von früher einsetzendem CRC könnte seine Ursache jenseits der bekannten veränderbaren Risikofaktoren haben und zwar in den nicht veränderbaren Risikofaktoren, wie KRK Familienvorgeschichte und IBD (intestinal Bowel disease).

2. Immunologischer Stuhltest (iFOBT)

2.1. Erin L Symonds et.al. (SU1746) von South Australia untersuchte die Sinnhaftigkeit einer Intervall Testung mittels iFOBT in einem Überwachungsprogramm für Menschen mit erhöhtem KRK-Risiko. Sein Fazit: Ein immunologischer Stuhltest (iFOBT) zwischen den  Überwachungs- Koloskopien führt zu einer früheren Detektion von Adenomen und Krebs in einer Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem KRK-Risiko. Dadurch reduzierte sich signifikant die Krebs-Lanzeithäufigkeit.

2.2. Han-Mo Chiu et.al. (SU1743) aus Taiwan berichtet über Koloskopie-bedingte Komplikationen in einem iFOBT Screening Programm. Im Ergebnis sind die Komplikationen bei einer Koloskopie, besonders signifikant die Blutung, bei untersuchten Patienten in einem iFOBT Screening Programm signifikant höher als bei Personen ohne vorherigen iFOBT. Die Autoren vermuten, dass diese höhere Blutungsrate darauf zurückzuführen ist, dass mit dem positiven iFOBT Patienten koloskopiert wurden, die bereits ein fortgeschrittenes Adenom ist hatten.

2.3. Martin CS Wong et.al. (SU1742) aus Hongkong. Hier ging es um die Machbarkeit und Akzeptanz eines großangelegten Screening-Programms. Es erfolgte zunächst ein primäres iFOBT Screening für drei aufeinanderfolgende Jahre. Für iFOBT positive Fälle erfolgte eine Koloskopie. Sie fanden: Die Detektionsrate fortgeschrittener kolorektaler Neoplasien unter den Hochrisiko Patienten war besonders hoch, wenn der iFOBT als primäres Screening benutzt wurde. Bevölkerungsbasierte Screeningverfahren bei Personen mit hohem Risiko sind durchführbar.

3. Unser Nachbar: Niederlande

3.1. Esther Toes-Zoutendijk et.al. (SU1731) aus Rotterdam. Das Ziel der Untersuchung war, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen bevölkerungs-basierten KRK-Screening Programmen unter Verwendung des iFOBT aus Frankreich, Baskenland, Flandern und Niederlande zu ermitteln. Eine anschließende Bewertung sollte zeigen, wie diese Unterschiede die Durchführungsparameter eines iFOBT Programms beeinflussen. Der Datenvergleich der verschiedenen Länder zeigte: 1. Große Unterschiede bei der iFOBT Teilnahme von 28,6% in Frankreich und bis zu 73% in den Niederlanden. 2. Die höhere Akzeptanz, wenn ein iFOBT mit dem Einladungsschreiben erfolgte, als wenn der Patient sich den Test beim Hausarzt abholen musste. 3. Variation der Follow-Up Koloskopie von 82,8% in den Niederlanden bis zu 91,5% im Baskenland. 4. Aktive Einbeziehung von Hausärzten für die Überweisung der Patienten zur Koloskopie verbunden mit einer höheren Teilnehmerrate. 5. Höchste diagnostische Ausbeute an CRC und fortgeschrittenen Adenomen pro Eingeladenem in den Niederlanden mit 1,6% und 1,4% im Baskenland.

Aufbereitet von:
Dr. Hansjörg Meyer

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