Um dieses spannende Thema drehte sich am 17.01.2024 ein hochkarätig besetzter Experten-Workshop der Stiftung LebensBlicke. Christoph K. B. Wagenblast vom Bundesministerium für Gesundheit stellte das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) mit den daraus resultierenden Chancen und Risiken für Forschung und Versorgung vor. Hier gehts zum Positionspapier. Prof. Alexander Hann vom Universitätsklinikum Würzburg berichtete über seine problematischen Erfahrungen mit der Veröffentlichung anonymer medizinischer Forschungsdaten. Dr. Thilo Weichert, ehem. Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, erklärte, warum er Zweifel daran habe, dass zumindest einige Punkte des GDNG nicht verfassungskonform seien. M. Sc. Martin Grohmann von den Gesundheitsforen Leipzig GmbH berichtete über die Herausforderungen Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Allgemein
IQWiG: Mitwirkende für „Betroffenengespräch“ gesucht
Im Vergleich zur Normalbevölkerung haben Menschen, die an Darmkrebs erkrankte Verwandte ersten oder zweiten Grades haben, ein erhöhtes Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken. Betroffene aus diesem Personenkreis – bestenfalls unter 50 Jahren – können am 22.02.2024 von 12-14 Uhr an einem „Betroffenengespräch“ des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) teilnehmen. Dem IQWiG ist es wichtig zu erfahren, wie die persönlichen Erfahrungen mit Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge sind, wie Personen mit ihrem erhöhten Darmkrebsrisiko umgehen, wie ihre Meinung dazu ist, dass eine Früherkennungsuntersuchung bisher erst ab 50 Jahren erstattet wird, und auch, was sich Betroffene generell von einem Screening wünschen bzw. nicht wünschen. Nicht teilnehmen können Personen ohne familiär erhöhtes Darmkrebsrisiko bzw. sehr spezifischen Darmerkrankungen. Weitere Informationen: Faltblatt | Kontaktbogen | Anfrage | Datenschutz. Foto: IQWIG © Ralf Baumgarten
Memorandum: MFA-Beruf in Not – ohne MFA keine Vorsorge!
Die medizinische Versorgung wird nicht nur durch die rückläufige Zahl niedergelassener Ärztinnen und Ärzte gefährdet, sondern in viel größerem Umfang durch die abnehmende Zahl Medizinischer Fachangestellter (MFA). Eine ambulante Patientenversorgung ist ohne ausreichendes Assistenzpersonal nicht möglich. Das gilt ganz besonders auch für die Vorsorge.
Obwohl die Inzidenz und Mortalität bei Darmkrebs sinkt, sind bei zunehmend älter werdender Bevölkerung und steigender Darmkrebsinzidenz bei Menschen unter 50 Jahren verstärkte Anstrengungen in der Darmkrebsvorsorge notwendig. Ohne hochqualifizierte MFA sind aber Stuhltests und Vorsorgedarmspiegelungen nicht durchführbar. Nach einer Umfrage des Verbands medizinischer Fachberufe denken 39 % der MFA über einen Ausstieg aus dem Beruf nach, 22 % erhalten einen Lohn unter dem Mindestlohn, 60 % erleben Gewalt durch Patienten oder Angehörige und viele sind in ihrem Beruf unzufrieden. Nach einer Studie des ZI von 2022 haben 34,1 % der Auszubildenden keine ausreichende schulische Qualifikation und 33,2 % brechen die Ausbildung ab. Eine Umfrage des bng zeigt, dass in der Gastroenterologie bereits jetzt fast 50 % der Praxen unbesetzte MFA-Stellen trotz übertariflicher Bezahlung haben. Es ist dringend ein Umdenken erforderlich, um Berufsanfänger für den Beruf der MFA zu interessieren und den Fachkräftemangel mittelfristig auszugleichen. Dafür sind verschiedene Maßnahmen sinnvoll: Weiterlesen
RNA-Stuhltest für das Darmkrebsscreening
Niedrigschwellige Stuhltests sind derzeit ein wesentlicher Bestandteil von Darmkrebs-Screening Programmen in aller Welt. Die Testsicherheit lässt immer noch zu wünschen übrig; von daher war zu erwarten, dass die Suche nach besseren Tests weitergeht. Amerikanische Forscher um den bekannten Gastroenterologen David Lieberman haben in einer verblindeten prospektiven Crossover-Studie (CRC Prevent) einen neuen Multitarget RNA Stuhltest (mt-sRNA) (ColoSense) auf seine Sensitivität und Spezifität untersucht und die Ergebnisse mit denen der Koloskopie verglichen. An dieser Phase III-Studie nahmen knapp 9000 Menschen teil. Bei allen Teilnehmern waren Stuhlproben vor der Koloskopie gewonnen worden. Als primäre Endpunkte sahen die Autoren die Sensitivität des Tests zur Entdeckung eines kolorektalen Karzinoms (KRK) bzw. fortgeschrittenen Adenoms und die Spezifität für keine Läsionen bei der Koloskopie an. Im Ergebnis fanden sie in 0,4 % kolorektale Karzinome und in 6,8 % fortgeschrittene Adenome. Die mt-sRNA Sensitivität lag für KRK bei 94 %, für Adenome bei 46 %, die Spezifität für koloskopische o.B. Befunde bei 88 %. Diese Ergebnisse waren deutlich besser gegenüber dem bisher gebräuchlichen FIT. „Diese Ergebnisse lassen erwarten, dass mit dem verbesserten niedrigschwelligen Stuhltest viele weitere Menschen für Darmkrebs-Präventionsmaßnahmen gewonnen werden können, die keine Koloskopie machen lassen wollen“, kommentiert Prof. Dr. J. F. Riemann. (Barnell EK, Wurtzler EM, La Roca L et al. JAMA 2023; 330: 1760-1768).
25 Jahre Stiftung Lebensblicke – Meilensteine!
Die Stiftung LebensBlicke hatte Gelegenheit, aus Anlass ihres 25-jährigen Jubiläums ihre vielfältigen Aktivitäten im rheinland-pfälzischen Ärzteblatt darzustellen. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Prof. Dr. J. F. Riemann hat die vielen Meilensteine für die Darmkrebsprävention zusammengefasst, an denen die Stiftung maßgeblich beteiligt war: 2002Einführung der Vorsorgedarmspiegelung in die Regelversorgung, kontinuierliche Auswertung durch das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI), 2008-2012 Weichenstellung im Nationalen Krebsplan der Bundesregierung für ein bundesweites organisiertes Darmkrebsscreening, erst 2019 Einführung nach langem Vorlauf, 2017 Umstellung vom Guajac-basierten okkulten Stuhlblut-Test (FOBT) auf den sehr viel sensitiveren FIT, eine Vielzahl von Arzt-Patienten Veranstaltungen, Symposien zu aktuellen Themen auf wichtigen Kongressen, Experten Workshops zu hochinteressanten Themen der Zeit. Der letzte große Meilenstein war, mit der BARMER ein Modellprojekt zur digitalen Darmkrebsfrüherkennung anzustoßen, das bereits erste Erfolge zeigt. Es gehören viel Mut und Ausdauer, viel Durchsetzungsvermögen, ein großes Netzwerk, ein eingespieltes und erfahrenes Team sowie die Überzeugung, dass die Arbeit für ein solches Thema seriös, langfristig ist und nachhaltig sein muss (Riemann JF; 25 Jahre Stiftung Lebensblicke – Viele Meilensteine für die Darmkrebsprävention. Ärtzeblatt Rheinland-Pfalz 2023:73 [12]: 24-25).
Wie sollte der Arzt übergewichtige Menschen ansprechen?
Alle Jahre wieder sind gerade die Weihnachtstage dazu angetan, Gewicht zuzulegen. Übergewichtigkeit bis hin zur massiven Adipositas sind ein wachsendes Problem, das allerdings behutsam angegangen werden sollte. Es ist für Ärztinnen und Ärzte immer wieder schwierig, den richtigen Ton zu treffen, wenn sie mit übergewichtigen Patienten über ihr Körpergewicht sprechen wollen. Das fanden auch britische Forscher in einer Kohorten Studie, bei der relativ klar heraus kam: Ärzte sollten die gute Nachricht wählen, dass es gute und wirksame therapeutische Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion gibt. Übergewicht zunächst schlecht zu benoten, bringe eher Abwehr. In die ärztliche Kommunikation bei Übergewicht gehört daher der Tenor: nicht warnen, sondern aufklären und konkrete Hilfe anbieten (Albury C, Webb H, Stokoe E et al. Relationship Between Clinician Language and the Success of Behavioral Weight Loss Interventions: A Mixed-Methods Cohort Study. Ann Intern Med 2023;176:1437-1447).
Gute Nachricht – Rezidivrate nach Darmkrebs-Op rückläufig
Gute Nachrichten aus Dänemark. In einer Kohortenstudie mit 34.166 Patienten wurde das Rezidiv-Verhalten nach Darmkrebs-Op untersucht. Ziel der Studie waren die Bestimmung der Rezidivraten und die Beschreibung der Zeit bis zum Rezidiv innerhalb von 5 Jahren nach Operation mit kurativer Absicht für die Stadien I bis III. Die positive Schlussfolgerung der Studie lautet: Die Rezidiv-Häufigkeit in den jeweiligen untersuchten Fünf-Jahres-Zeiträumen (2004–2008, 2009–2013, 2014–2019) war kontinuierlich gesunken, von anfangs 26,9 Prozent auf zuletzt 15,8 Prozent. Bei den Patienten mit Darmkrebs der Stadien I bis III sank das Rezidivrisiko während des Studienzeitraums. Ein durch Vorsorge erkannter Darmkrebs war mit einem geringeren Rezidivrisiko verbunden. Das ist eine sehr schöne argumentative Unterstützung der wertvollen Arbeit der Stiftung LebensBlicke unter ihrem Vorsitzenden Prof. Riemann, die sich bundesweit für die Darmkrebsfrüherkennung einsetzt. Das neue Motto für den Darmkrebsmonat März 2024 pointiert die Bedeutung der Vorsorge: „Denk‘ an morgen – geh‘ heute zur Darmkrebsvorsorge“ (JAMA Oncol 2023; online 16. November) Dr. H. Meyer – Stiftung Lebensblicke Quelle: ÄrzteZeitung online 21.12.2023
Herdenimmunität durch HPV Impfung verbessert
Die HPV Impfung gilt in der Regel den HPV Typen 16 und 18, mit denen ganz besonders HPV-assoziierte Karzinome verbunden sind. Da seit einigen Jahren Mädchen und Jungen gegen HPV geimpft werden, war die spannende Frage, ob sich etwas an der Qualität der HPV Viren ändert. In einer finnischen Studie fand sich jetzt, dass die Gender-neutrale HPV-Impfung die Herdenimmunität deutlich verbessert und vor allem zu einem deutlichen Rückgang der onkogenen HPV Viren 16 und 18 führt. Das Virusspektrum wird nach Jahren diverser mit niedrigerem onkogenen Potential! Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit, die Inanspruchnahme HPV-Impfung signifikant zu steigern (Pimenoff VN, Gray P, Louvanto K et al. Ecological diversity profiles of non-vaccine-targeted HPVs after gender-based community vaccination efforts. Cell Host & Microbe 2023,31:1921-1929).