Gute Nachrichten aus der Wissenschaft. Eine großangelegte Auswertung von klinischen Studien hat gezeigt, dass möglicherweise die Einnahme von ASS (Acetylsalicylsäure), besser bekannt unter dem Namen Aspirin®, die Entstehung von Darmkrebs verhindern kann. Vermutet wurde es schon lange, dass ASS das Risiko der Entstehung von Darmkrebs reduziert. Ein italienisches Forscherteam aus Mailand unter der Leitung von Dr. Cristina Bosetti (Annals of Oncology 2020) hat das genauer untersucht. Zu diesem Zweck wertete die Gruppe insgesamt 45 wissenschaftliche Studien aus, in denen verschiedene ASS-Dosen verabreicht wurden. Diese Studien waren in den letzten Jahren international veröffentlichte Fall-Kontroll- und Kohortenstudien. Ziel der Auswertung war, den sogenannten chemoprotektiven Effekt von ASS bei Darmkrebserkrankungen zu bestimmen. Dabei wurden die Zusammenhänge untersucht zwischen ASS-Dosis, Dauer der Einnahme und dem Risiko für das Auftreten eines Darmkrebses. Die vorläufige Auswertung zeigt günstige protektive Effekte. So erzielte eine ASS-Dosis einer  ½ bis 1 ½ Tabletten pro Woche in geringer Dosis (80 – 100 mg)  eine Risikoreduktion von 10%, bei einer Dosis von 325 mg sogar von 35%. Die Risiko-Minimierung war unabhängig vom Geschlecht, geographischer Gebiete und anderer untersuchter Parameter. Die günstige Wirkung von ASS nimmt mit längerer Einnahmedauer und zunehmender Dosis zu. Bei höheren ASS-Dosen sollte man aber auch an mögliche Nebenwirkungen denken.

Diese wichtige Studienauswertung stützt und quantifiziert die Annahme, dass eine regelmäßige Einnahme von ASS das Risiko für das Auftreten von Darmkrebs vermindern kann. Derzeit wird die präventive Wirkung von ASS (Aspirin®) nur für Risikogruppen von Darmkrebs und Herzkreislauferkrankungen empfohlen.

Siehe auch den ergänzenden Expertenkommentar von Professor Dr. Cornelia Ulrich und Caroline Himbert.

Dr. H. Meyer – Stiftung Lebensblicke

Quelle:  PraxisLetter –Medical Tribune & MMI 13.5.2020