Darmkrebsvorsorge: Neues von der DDW 2018

Prof. Dr. Wolfgang FischbachKlinikum Aschaffenburg(Vorsitzender)Zwei bemerkenswerte große epidemiologische Studien wurden auf dem diesjährigen Kongress der Amerikanischen Gastroenterologengesellschaft (DDW 2018) vorgestellt. Professor Wolfgang Fischbach, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung LebensBlicke, Früherkennung Darmkrebs (im Bild), hat diese Studien genauer analysiert und kommentiert sie nachfolgend für die Leser der Homepage der Stiftung.

Epidemiology of colorectal cancer in females with breast cancer in the United States between 2012 and 2017: A population based national study (Mansoor E et al; Mo1617)

Man wertete eine Datenbank von 26 Gesundheitsorganisationen nach den Identifikationskriterien „Primäre maligne Neoplasie der weiblichen Brust“ und „Primäre maligne Neoplasie des Kolons oder Rektums“ aus. In die Analyse gingen 19.704.590 Frauen ein. 365.100 waren an Brustkrebs erkrankt, was einer Prävalenz von 1,9% entspricht, und 64.080 an Darmkrebs (Prävalenz 0,3%). Im Vergleich zu Frauen ohne Brustkrebs, die als Kontrollgruppe dienten, war für Frauen mit Brustkrebs das Risiko auch an Darmkrebs zu erkranken 5-fach erhöht. Ein besonderes Risiko lag für rechtsseitig (proximal) gelegene Karzinome vor, die ihrerseits eine schlechtere Prognose aufweisen.

5-Year interval colorectal cancer incidence trends under age 50. Results of population-based study (Raed A et al, Su1729)

In zwei US-Datenbanken wurden fast 200.000 Patienten identifiziert, die in einem Alter von unter 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt waren. Bei knapp der Hälfte von ihnen wurde die Diagnose in einem Alter zwischen 45 und 49 Jahren gestellt, die anderen waren noch jünger. Man analysierte ferner der jährlichen Veränderungsraten in 10 Altersgruppen. Mit einer Zunahme von 8% waren die 15-19 Jährigen am stärksten betroffen.

Kommentar

Die beiden Arbeiten müssen im Zusammenhang mit der Neuregelung der Darmkrebsvorsorge in Deutschland gesehen werden, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Juli 2018 beschlossen hat (siehe hierzu den Beitrag „Das KFRG kommt – Möglichkeiten nicht ausgeschöpft“ von Dr. Dietrich Hüppe vom 30.7.2018 auf der Homepage der Stiftung). Wie die Auswertung der US-Datenbank zeigt war es richtig, den Zeitpunkt der Vorsorgekoloskopie bei Männern auf 50 Jahre vorzulegen. Ob dies ausreicht, wird die Zukunft zeigen. Für Risikopersonen muss man sicherlich andere Ansätze finden. Hierzu zählen vor allem Personen, in deren Familien bei erstgradig Verwandten Darmkrebs aufgetreten war, aber offensichtlich auch Frauen mit Brustkrebs. Risikopersonen sollten gezielt auf Darmkrebsvorsorge angesprochen werden und dafür gewonnen werden. Für sie ist zudem eine frühzeitigere Koloskopie sinnvoll.

Print Friendly, PDF & Email