Darmkrebs-Screening: Persönliche Beratung erfolgreich

2016-Famkol - Dr. BauerDarmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. Bei erstgradig Verwandten von Patienten mit Darmkrebs ist die Teilnahme an der Früherkennung besonders wichtig, da deren Risiko, ebenfalls an Darmkrebs zu erkranken, 2-4-fach erhöht ist. Unwissenheit, Angst und falsche Vorstellungen – aus verschiedenen Gründen gehen trotzdem jährlich nur 2-3% der Anspruchsberechtigten zur Vorsorge. Und es hat sich gezeigt, dass die Information mit Flyern nicht zum Erfolg führt. 64 Darmzentren und Fachpraxen zwischen Nordsee und Alpenrand haben deshalb in drei Jahren mehr als 1.100 Patienten auf das erhöhte Darmkrebsrisiko ihrer Verwandten ersten Grades hingewiesen. Sie waren Teilnehmer der vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierten FAMKOL-Studie im Nationalen Krebsplan. Die Stiftung LebensBlicke hatte die Schirmherrschaft der Studie übernommen. Die Verwandten wurden telefonisch zu Vorsorgemöglichkeiten beraten und konnten über ihre Bedenken mit speziell geschulten Pflegenden sprechen. Am 19. Mai 2016 wurden die Projektergebnisse auf der Abschlussveranstaltung zum Nationalen Krebsplan in Berlin vorgestellt.

Die persönliche Beratung erzeugt eine hohe Motivation zur Vorsorge: mit 80,1% Teilnahme an der Vorsorge-Koloskopie hat die Studie ihr selbst gestecktes Ziel einer Verdopplung weit übertroffen. Zudem bestätigte FAMKOL das signifikant höhere Darmkrebsrisiko in der untersuchten Risikogruppe. Die mehr als 2-fach erhöhte Rate an fortgeschrittenen Adenomen und die Detektion von zwei kolorektalen Karzinomen bei 205 histologisch befundeten Präparaten belegen zudem das hohe Potential des Risiko-adaptierten Darmkrebs-Screenings für die Senkung der Mortalität. Für die Altersgruppe der unter-55-Jährigen zeigt FAMKOL erstmals ein ebenfalls erhöhtes Risiko in einer größeren Stichprobe. Dieser Befund stützt die Forderung nach einer Flexibilisierung der unteren Altersgrenzen beim Screening.

2016-Famkol - Bauer-GröheBundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU) informierte sich persönlich über die Ergebnisse aller 13 geförderten Projekte, darunter auch FAMKOL.
(Copyright: BMG/Schinkel)

 

 

2016-05 FAMKOL Abschluss mit BM Gröhe

v.l.n.r.: Dr. Alexander Bauer, Herrmann Gröhe, Prof. Dr. Jürgen F. Riemann.

(Copyright: BMG/Schinkel)

 

 

 

Mit der der FAMKOL-Studie liegt jetzt ein validiertes Konzept zur risiko-adaptierten Darmkrebs-früherkennung vor. Die dauerhafte Implementierung dieses Einladungsverfahrens kann daher zu einer Reduktion der Darmkrebs-Sterblichkeit beitragen. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, ein effektives Einladungsverfahren in der Hochrisiko-Gruppe der durch Darmkrebs familiär belasteten Personen bundesweit kosteneffizient auszurollen und somit die Forschungsergebnisse nachhaltig umzusetzen. Dieses Ziel wird auch von der Stiftung LebensBlicke unterstützt. Dafür steht Prof. Dr. Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender LebensBlicke und Schirmherr der FAMKOL-Studie. Die Steuerungsgruppe des Nationalen Krebsplans ist nun aufgerufen, die weitere Nutzung der Studienergebnisse im Detail  umzusetzen.

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