Darmkrebsvorsorge: Einladungsverfahren äußerst effektiv

2015-Dr. Dietrich Hüppe„Wenn wir schon seit fünf Jahren ein bundesweites Einladungsverfahren hätten, wäre die Darmkrebshäufigkeit noch viel stärker abgesunken!“, so Dr. Dietrich Hüppe, Vorstandsmitglied der Stiftung LebensBlicke und Co-Sprecher Fachgruppe Kolorektales Karzinom des bng, nach einer Analyse von Daten aus Baden-Württemberg. Das belegt der Hausarztvertrag (HzV) der AOK, dessen erste Ergebnisse am 28.04. 2016 vorgestellt worden sind: 2011 hatten die AOK und die BKK Bosch im Rahmen des HzV ein Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge für ihre Versicherten im Alter von 55-85 Jahren eingeführt. Im Vergleich zur Regelversorgung (opportunistische Darmkrebsvorsorge) nahm die Anzahl der Koloskopien in diesem Zeitraum um mehr als 50% zu. Der Erfolg, schon nach 5 Jahren (!) ist eindrucksvoll. Bei Männern sank die Inzidenz des Darmkrebses von 2009 bis 2014 um 30% (von  81.7/100.000 um 24.5 auf 56.2/100.000), bei Frauen nahm die Darmkrebsinzidenz von 49.9/100.000 auf 40.3/100.000 (-19.2%) ab.In der gleichen Zeit sank die Anzahl der an Darmkrebs Erkrankten in der Regelversorgung ohne besondere Beratung und Einladungsverfahren nur um 10.4% für Männer und 3.6% für Frauen.

Zum diesem Erfolg trägt auch der jährliche  „Darm-Check“ als besondere Kampagne im Rahmen des Selektivvertrages bei. Versicherte werden so für die Vorsorge motiviert. Gleichzeitig werden Termine zur Vorsorge-Koloskopie im Rahmen  des AOK-Medi-Gastroenterologen-Vertrages innerhalb von 14 Tagen garantiert.

Die AOK/BKK Bosch bieten seit 2014 auch noch eine weitere Besonderheit an! Eine Vorsorge-Koloskopie ist schon ab 50 Jahren möglich. Die Ergebnisse dieser Innovation sind noch nicht ausgewertet.

Schon 2009 wurde ein Einladungsverfahren durch einen Experten-Workshop im Rahmen des Nationalen Krebsplans empfohlen. Bis 2016 sollte dieses Einladungsverfahren durch den Gemeinsamen Bundesausschuß (GBA) in der Regelversorgung implementiert werden. Wann die Umsetzung tatsächlich erfolgt, bleibt abzuwarten! Der HzV von AOK, Medi und bng hat es vorgemacht: ein Einladungsverfahren zur Senkung der Darmkrebsinzidenz ist effektiv. Wäre ein solches Angebot schon 2011 bundesweit in die Regelversorgung eingeführt worden, dann hätten wir  in den letzten 5 Jahren bereits tausende von Darmkrebstoten verhindern können. Die Mühlen der bundesweiten Gesundheitspolitik mahlen trotz besseren Wissens langsam. Die AOK/BKK Bosch in Baden-Württemberg zeigen auf, wie es auch anders gehen könnte!

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