Amerikanische Internisten raten zu “klügerem” Screening

centennial-logoDie amerikanischen Internisten raten in zwei bemerkenswerten Publikationen zu einem sinnvolleren Einsatz des Screening von Krebserkrankungen (Harris et. al, Wilt et. al)  auf möglichst hochwertigem Niveau. Sie haben unter anderem festgestellt, dass Screening-Praktiken in den Vereinigten Staaten in einigen Bereichen durch übermässige respektive zu geringe in Anspruchnahme gekennzeichnet und damit von weniger Wert sind. Ein Screening-Pprogramm sei dann als geringerwertig anzusehen, wenn Risiken und Kosten eines Screenings den Benefit langfristig übertreffen oder wenn Personen übermässig intensiv gescreent werden. Sie haben daher einige interessante Vorschläge für Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Dickdarmkrebs, Eierstockkrebs und Prostatakrebs gemacht. So schlagen sie z.B. für den Darmkrebs auf der Basis der randomisierten Screeningstudien zum FOBT und der Sigmoidoskopie sowie von konsistenen Beobachtungsstudien von Personen zwischen 50 und 75 Jahren mit durchschnittlichem Risiko eine der vier nachfolgenden Screening-Strategien vor:

  • Hochsensitiver FOBT oder immunochemischer Test (FIT) jährlich
  • Sigmoidoskopie alle fünf Jahre
  • Kombination aus hochsensitivem FOBT oder FIT alle drei Jahre plus Sigmoidoskopie alle fünf Jahre
  • Koloskopie alle 10 Jahre

Sie geben darüber hinaus folgende weitere Ratschläge:

  1. Ärzte sollten ein Darmkrebs-Screening nicht häufiger empfehlen als in den vier Strategien erwähnt.
  2. Ärzte sollten kein Intervall-Screening mit FOBT oder Sigmoidoskopie bei Patienten mit einem 10-Jahres-Koloskopiescreening vornehmen.
  3. Ärzte sollten kein Darmkrebs-Screening bei Personen mit durchschnittlichem Risiko unter 50 Jahren empfehlen, ebenso wenig bei Menschen über 75 Jahren, bei denen mit einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren zu rechnen ist.

Diese Empfehlungen decken sich weitgehend mit den deutschen S3-Leitlinien zum Kolorektalen Karzinom für das Darmkrebs-Screening beim Menschen mit durchschnittlichem Risiko. Die Sigmoidoskopie hat in Deutschland keine Tradition mehr und ist  keine Kassenleistung, so dass sie derzeit nur als individuelle Gesundheitsleistung (IgeL) angeboten werden kann. Für Personen mit erhöhtem Risiko ergeben sich auch nach unseren Leitlinien andere Empfehlungen.
Die Vorschläge sind auch vor dem Hintergrund der “Choosing-wisely”-Kampagne zu sehen, die sich vor allem gegen eine medizinische Über- und Unterversorgung richtet.

Print Friendly, PDF & Email